Die Anfänge von 1848/49

Der VfL Bochum ist einer der ältesten heute noch existierenden Vereine in Bochum. Vor 175 Jahren beschlossen turnbegeisterte junge Männer im damals noch dörflich kleinen Bochum - vor Beginn der Industrialisierung der Stadt – die Gründung eines Turnvereins. Die eigentliche Gründung dieses Vereins erfolgte dabei erst 1849. Aus diesem Jahr stammt auch die in unserer Ausstellung sichtbare Fahne des Turnvereins, deren Original heute als einzigartiges Zeugnis der Bochumer Stadt- und Sportgeschichte in den Lagern des Stadtarchivs verwahrt wird.

Im Jahr 1848 erschien in Bochum nicht mehr als ein Aufruf zur Gründung einer Turnergruppe in der örtlichen Zeitung „Märkischer Sprecher“. Die Jahreszahl 1848, die bis heute im Wappen des Vereins sichtbar ist und zu einer Art Markenkern des Klubs geworden ist, wurde erst viele Jahrzehnte später aus politischen Gründen gewählt: Sie war ein Rückgriff auf die Revolution von 1848, die u.a. die Schaffung einer einheitlichen deutschen Nation vorantreiben wollte. Tatsächlich war auch der Bochumer Turnverein in seiner Anfangszeit stark politisch geprägt und orientierte sich an demokratischen Prinzipien: So war sein erster Sprecher Philipp Anschel zugleich Lehrer an der jüdischen Schule. Immer wieder musste der Verein in seinen ersten Jahrzehnten staatliche Zensur und Verbote über sich ergehen lassen.

Fußball wurde in Bochum erst viele Jahrzehnte später gespielt: Erst Anfang des 20. Jahrhunderts gründeten sich unter höheren Schülern der Stadt die ersten “wilden“ Vereine, die ab 1906 nach und nach in die regionalen Verbände eintraten. Erst nach Ende des 1. Weltkriegs entwickelte sich der Fußball auch im Ruhrgebiet zu einer echten Volkssportart: In Bochum entwickelten sich dabei zwei etwa gleichstarke Vereine zu den Vorreitern: Germania 06 Bochum entstammte einem eher proletarischen Milieu und hatte viele Arbeiter unter seinen Mitgliedern. TuS Bochum kam eher aus bürgerlichen Zirkeln und hatte neben dem Fußball auch eine starke Leichtathletik-Abteilung. Insgesamt schaffte es jedoch kein Bochumer Verein in dieser Zeit, überregional für Begeisterung zu sorgen.

Deshalb hatte es schon lange Überlegungen gegeben, die beiden in etwa gleichstarken Vereine zu fusionieren. Unter dem Bochumer NSDAP-Oberbürgermeister Otto Piclum wurde dies dann aber entscheidend vorangetrieben: Unter seiner Schirmherrschaft wurden im April 1938 TuS Bochum, Germania 06 Bochum und der Turnverein Bochum zum Verein für Leibesübungen (VfL) Bochum von 1848 zusammengeschlossen, wie das ausgestellte Einladungsschreiben zur Gründungsversammlung zeigt. Piclum sorgte dafür, dass der Verein von Beginn zu einem Werkzeug der örtlichen NS-Propaganda wurde. Gleich im ersten Spiel kickte der neue VfL gegen Ostmark (heute Austria) Wien mit großer Hakenkreuz-Fahne an der Castroper Straße (Bild dazu in der Ausstellung). Eines der ganz wenigen erhalten gebliebenen Ausstellungsstücke aus dieser Zeit ist eine Vereinszeitschrift von Februar 1939, die das damals noch neue Vereinswappen auf der Titelseite zeigte.

Im Unterschied zu anderen unter den Nationalsozialisten fusionierten Vereinen blieb der VfL nach Ende der NS-Herrschaft bestehen,- auch wenn es noch viele Jahre dauern sollte, bis die ehemaligen Mitglieder von TuS Bochum, Germania 06 und dem Turnverein Bochum bei den jährlichen Jahreshauptversammlungen gemeinsam an einem Tisch saßen.

Anders als bei der Fusion erhofft, schaffte es auch der VfL zunächst nicht, überregionale Erfolge zu erzielen. In den ersten Jahren nach dem Krieg spielte der Verein, u.a. mit Spieler Erich Pawlak, dessen Spielerpass hier zu sehen ist, zunächst nur zweitklassig. Vor diesem Hintergrund wurde 1953 der Aufstieg in die damals erstklassige Oberliga West zu einem großen Erfolg. Die führende Mannschaft in der Region war damals jedoch der SV Sodingen – eine Art Werkself der Zeche Mont Cenis in Herne, der 1955 sogar die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft erreichte.

Erst Ende der 1960er Jahren gelang dem VfL unter Führung des neuen Präsidenten Ottokar Wüst langsam der Durchbruch. Hierfür verantwortlich war u.a. auch Trainer Dieter Attern, dessen Trainerkoffer hier mit einigen zeitgenössischen Utensilien zu sehen ist. Unter seiner Führung gewann die A-Jugend des VfL im Jahr 1969 die Deutsche Meisterschaft - einer der bis heute wenigen Titel des Vereins auf nationaler Ebene.

Nach oben