175 Jahre VfL Bochum
Ende der 1960er Jahre befand sich die Stadt Bochum wieder einmal in einem großen Strukturwandel: Nach Schließung der meisten Zechenanlagen in der Stadt bemühte sich die Stadtverwaltung, früher als andere Städte im Revier, erfolgreich um die Ansiedlung neuer Unternehmen und um ein ganz neues Image für die Stadt: Vor diesem Hintergrund ist die Eröffnung der Ruhr Universität (1965) oder die Eröffnung des Opel Werkes (1962) zu sehen.
Auch der VfL wurde zu einem Teil dieses „neuen Bochums“: Nach dem zwischenzeitlichen Abstieg in die Drittklassigkeit Anfang der 1960er Jahre sorgte der VfL unter seinem neuen Präsidenten Ottokar Wüst wenige Jahre später erstmals bundesweit für Schlagzeilen: Im DFB-Pokal der Saison 1967/68 wurden mit dem Karlsruher SC (3:2), dem VfB Stuttgart (2:1), Borussia Mönchengladbach (2:0) und dem schon damals schier übermächtigen FC Bayern (2:1) nacheinander vier Erstligisten geschlagen, bis der Verein am 9. Juni 1968 erstmals in seiner Geschichte im DFB-Pokalfinale stand.
In unserer Ausstellung zeigen wir mehrere Devotionalien wie eine Eintrittskarte oder den Wimpel dieses ersten wirklich historischen Spiels der VfL-Geschichte, das die Mannschaft von Hermann Eppenhoff jedoch mit 1:4 verlor.
Drei Jahre später folgte dann nach der Meisterschaft in der Regionalliga West und dem damit verbundenen Titel als Westdeutscher Meister (siehe Abbildung) in der Aufstiegsrunde der Sprung in die Bundesliga. Zum entscheidenden Spieler dieser Tage avancierte Hans Walitza neben Gerd Müller zu einem der treffsichersten Stürmer seiner Zeit. Mit dem hier als Bronzeabguss zu sehenden Schuh und in der dazugehörigen Hose erzielte er alleine in der letzten Regionalligasaison 28 Tore für den VfL – insgesamt schoss Walitza stolze 258 Treffer im deutschen Profifußball. Als Prämie zum geglückten Aufstieg erhielten die Bochumer Spieler von Präsident Wüst einen Ehrenring sowie einen Ehrenbecher, der hier zu sehen ist.
Mit dem Aufstieg in die Bundesliga gelang der VfL der Sprung in den Profifußball. Die finanziellen Mittel des VfL blieben jedoch weiterhin sehr bescheiden. Im hier zu sehenden Ausstellungsbuch dokumentierten die “guten Seelen“ auf der Geschäftsstelle Christa Jewers und Christa Ternow punktgenau jeden Einsatz in Pflicht- und Freundschaftsspielen. Dies diente zur Auszahlung von Auflaufprämien, die damals nur jeweils wenige einhundert D-Mark betrugen.
Viele Spieler waren neben dem Fußball auch weiterhin in anderen Jobs aktiv, um sich ein zweites berufliches Standbein zu erhalten. So absolvierte der spätere Nationalspieler und U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz in Bochum parallel eine Ausbildung im Polizeidienst. Die hier ausgestellten Spielerpässe und Abziehbilder sind Zeugnisse diese Zeit. Die VfL-Elf war in diesen Jahren eine verschworene und kleine Gemeinschaft. Zahlreiche Profis blieben über viele Jahre beim VfL, bis sie von Präsident Wüst notgedrungen aus finanziellen Gründen verkauft werden mussten. Auch der jahrelange Bau des heutigen Ruhrstadions (1976-1979) belastete die Vereinskassen zusätzlich. Trotz schwierigster Rahmenbedingungen erreichte der VfL die gesamten 1970er und 1980er Jahre immer wieder den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga. Die VfL wurden zu den „Unabsteigbaren“.
Zu einem weiteren Highlight in der Vereinsgeschichte wurde das DFB-Pokalfinale 1988, in dem der VfL Bochum im ausverkauften Berliner Olympiastadion auf Eintracht Frankfurt traf. Über 15.000 Fans pilgerten damals in ihren Kutten und mit ihren Tröten in die Hauptstadt und mussten eine knappe 0:1-Niederlage miterleben. Dabei war beim Stand von 0:0 ein reguläres Tor von Stürmer Uwe Leifeld wegen einer angeblichen Abseitsstellung nicht anerkannt worden – einen Videobeweis gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht und verhinderte den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte.