Forschung in der Sportpädagogik

Ausgangspunkt einer sportpädagogischen Praxis sind implizite und explizite Verständnisse vom Menschen, unterschiedliche Bildungs- und Erziehungsvorstellungen sowie Begründungen über Ziele dieser Praxis. Unsere Forschung adressiert aus bildungstheoretischer Perspektive jene Aspekte mit gegenstandsangemessenen methodischen Zugängen (hermeneutische, empirisch-qualitative und -quantitative Verfahren).

Welche Relevanz haben Bewegung und Leiblichkeit im Zuge gesellschaftlicher Entwicklungen (Digitalisierung, Heterogenität)? Welche Menschenbilder und Körperkonzepte liegen den Praxisfeldern des Sports zu Grunde? Welchen Stellenwert haben sportpädagogische Bezugspunkte wie Leistung, Gesundheit, Fairness und Ästhetik und wie kann eine kritisch-konstruktive Sportdidaktik den Anforderungen einer komplexen Lebenswelt gerecht werden? An diesen zentralen Fragestellungen forscht der LFB Sportpädagogik.

Schwerpunkte

Olympische Erziehung und Wertevermittlung

Die gesellschaftliche Relevanz des Sports wird oftmals über sein Potenzial zur Vermittlung von Werten begründet. Es gehört zu den in Sonntagsreden über die Funktionen des organisierten Sports üblichen Topoi, dass der Sport, insbesondere der Wettkampfsport, eine Schule für gesellschaftlich erwünschte Werte (z.B. Leistung, Fairness, Respekt) sei. Eine Gelingensbedingung hierfür ist das Wirken von vorbildhaften Bezugspersonen des Schul-, Vereins- und Spitzensports. Wir stellen folgende Fragen ins Zentrum unserer empirischen Forschung: Was kennzeichnet vorbildhafte Bezugspersonen in unterschiedlichen Kontexten? Welche Werte werden vermittelt und wie werden diese ausgedeutet? Wie kann eine Vermittlung sowohl leistungs- als auch sozialkonnotierter Werte durch Sport gelingen?

https://wimasu.de/fairness/

Demokratiebildung

Die Schulkultur der Zukunft muss Heterogenität als Chance begreifen und Schüler*innen dazu ermutigen, Vielfalt zu wertschätzen und neugierig auf andere Perspektiven zu sein. Besonders der Sportunterricht spielt dabei eine zentrale Rolle. Hier treffen Schüler*innen aus verschiedenen Hintergründen aufeinander, lernen Respekt für individuelle Unterschiede und den konstruktiven Umgang mit Unsicherheit und Mehrdeutigkeit. Die Lebensnähe des Sports verankert diese Erfahrungen im Alltag und fördert ein offenes Miteinander statt Abschottung. Leiblich-ästhetische Erfahrungen bieten Raum für Kreativität und unkonventionelle Lösungsansätze. Der Sportunterricht kann so zu einer inklusiven und demokratischen Gesellschaft beitragen, indem er Toleranz, Offenheit und Teamgeist fördert und Schüler*innen zu weltoffenen und verantwortungsbewussten Bürger*innen formt.

Artikel im Newsportal der RUB

https://news.rub.de/wissenschaft/2023-05-04-im-gespraech-die-ungewissheit-aushalten

Kritisch-konstruktive Sportdidaktik

Unterrichtsplanung

Im Rahmen des komplexen Erziehungs- und Bildungsauftrags der Schule kommt dem Fach Sport eine besondere Bedeutung zu. In ihm sollen die Kompetenzen erarbeitet werden, die die Heranwachsenden zu einer selbstbestimmten Teilhabe an dem Kulturgut „Bewegung, Spiel und Sport“ sowie zu einem reflektierten Umgang mit ihrer Körperlichkeit befähigen. Eine sorgfältige Unterrichtsvorbereitung ist eine unerlässliche Voraussetzung für einen professionellen und qualitativ hochwertigen Sportunterricht. Dabei müssen besondere methodische und organisatorische Wege beschritten werden. In unserem LFB wurde in der Tradition der kritisch-konstruktiven Didaktik ein Modell entwickelt, das mittlerweile zur Standardlektüre der Lehrkräftebildung geworden ist und den zentralen Ankerpunkt sportdidaktischer Lehre ausmacht.

Planungsmodell zur Unterrichtsplanung

Diversitätssensibler Unterricht und Benotung im Schulsport

Vielfalt als Chance zu begreifen und auf diese Weise der Diversität in Schule und Unterricht zu begegnen, ist ein wesentlicher pädagogischer Anspruch unserer Zeit. Dies gilt zweifellos auch – oder eventuell in besonderer Weise – für den Sportunterricht. Mit der Anerkennung dieses Anspruchs sind jedoch besondere Herausforderungen für die alltägliche Unterrichtspraxis verbunden. Die Studierenden setzen sich mit dem sensiblen Umgang mit Diversität auseinander und werden dazu befähigt Unterricht zu gestalten und zu entwickeln, der alle Schüler*innen möglichst optimal in ihren Entwicklungs- und Lernfortschritten unterstützt. Zu diesem Zweck werden zentrale Fragestellungen, wie beispielsweise die Möglichkeit diversitätssensibler Diagnostik und Leistungsbewertung auf der Grundlage einer theoretischen Auseinandersetzung diskutiert und anhand praktischer Erfahrungen reflektiert.

Digitale Lernarrangements im Sportunterricht

Medienbildung im Fach Sport

Die Auseinandersetzung mit dem spannungsreichen Verhältnis zwischen Körper, Sport, Bewegung und digitalen Technologien birgt Bildungs- und Reflexionspotenziale, die über ein bewegungsbezogenes Können und die Aneignung von Gewissheiten in Form von Wissensbeständen hinausgehen. Dabei werden Bedingungen, Möglichkeiten und Selbstverständlichkeiten sichtbar und Subjektivierungsprozesse in einer Kultur der Digitalität offengelegt.

In Seminaren zur Medienbildung im Kontext von Bewegung und Sport findet eine erfahrungsorientierte Auseinandersetzung mit digitalen Technologien (wie beispielsweise Virtueller Realität) statt. Auf der Grundlage von Reflexionen über jene Erfahrungen sowie ausgehend von medienwissenschaftlichen Ansätzen werden Beispiele aus der sportunterrichtlichen Praxis und dem fachdidaktischen Diskurs zum Einsatz digitaler Medien analysiert, um Leerstellen, erkennbare Potenziale sowie Herausforderungen für die Gestaltung von Vermittlungssituationen in Bewegung, Spiel und Sport offenzulegen.

Eine zentrale Frage unserer empirischen Forschung ist, inwiefern digitale Technologien im Sportunterricht an Bedeutungsaushandlungen und Subjektivierungserfahrungen der Schüler*innen mitwirken.

Weitere Informationen und Ansprechpartnerin

weitere Schwerpunkte

  • Bildungstheoretische Grundlagen von Bewegung, Spiel und Sport
  • Ethik und Ästhetik des Sports
  • Professionalisierungsprozesse in der Sportlehrer*innenbildung
  • #Erweiterte Realitäten. Ein DiAL:OGe-Teilprojekt der Professional School of Education.

Aktuelle Publikationen

  • Wibowo, J., Gaum, C., Krieger, C. & Dyson, B. (2022). Bildung: A German student-centered approach to health and physical education. European Physical Education Review (Online first) https://doi.org/10.1177/1356336X221133060
  • Przybylka, N. (2022). Medienkulturwissenschaftliche Perspektiven auf Augmented und Virtual Reality in formalen Bildungskontexten. MedienPädagogik, 47(AR/VR - Part 1), 331-354.
  • Gaum, C., Ratzmann, A. & Ruin, S. (2021). Bildungstheoretische und Anthropologische Grundlagen. In E. Balz, S. Reuker, V. Scheid & R. Sygusch (Hrsg.), Sportpädagogik (S. 63-76). Stuttgart: Kohlhammer.
  • Gissel, N. & König, S. (2021). Orientierung an der Sache. In E. Balz, S. Reuker, V. Scheid & R. Sygusch (Hrsg.), Sportpädagogik (S. 107-120). Stuttgart: Kohlhammer.
  • Klinge, A. & Przybylka, N. (2021). Digitalisierung in der Sportlehrer*innenbildung: alte Fragen neu gestellt. Zum Verhältnis von Fachlichkeit und Medien im Fach Sport. Zeitschrift für Studium und Lehre in der Sportwissenschaft, 4(3), 54-60
  • Volmering, L. & Wiesche, D. (2021). Virtuelle Realitäten im Sportunterricht? Berührungspunkte von VR, Bewegung, Spiel und Sport und Medienkompetenz. SchuleDigital in NRW, 12
  • Gissel, N. (2020). 100 Jahre Sportwissenschaft in Deutschland - und wo steht die Sportpädagogik? in German Journal of Exercise and Sport Research 50, 480–486
  • Gaum, C. (2019). Fairness im Sport - Regeltreue, Sportsgeist und Gewinnstreben. Open Access. https://wimasu.de/fairness
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